Zeitarbeit hat für viele ein negatives Image. „Ohne Leiharbeit wäre die Welt besser – stimmt´s?“ mutmaßt der SPIEGEL. Aber was verbirgt sich tatsächlich hinter Zeit- bzw. Leiharbeit? Sind es ungenutzte Chancen, die wir nicht ergreifen, weil wir fürchten, schlecht bezahlt zu sein und schnell wieder gekündigt zu werden? Haben wir weniger Arbeitnehmerrechte oder einen anderen Status als „normale“ Angestellte? Hier nun unser Rückblick von dem informativen Kurzvortrag von Sven Janßen im Mai 2017:
Zahlen – Daten – Fakten
Sven Janßen, Geschäftsführer von „Pensum Personaldienstleitungen Bremen GmbH“ steigt zunächst mit ein paar erstaunlichen Fakten in seinen Vortrag ein: Nur 2,6% aller Arbeitsverträge in Deutschland sind überhaupt Zeitarbeitsverträge. In Bremen herrsche mit circa 100 Zeitarbeitsfirmen eine hohe Dichte. Das liege, so Janßen, vor allem an den Berufszweigen, die auch dafür sorgen, dass Zeitarbeit weitgehend in VZ und männerdominiert ist: Typische Tätigkeitsfelder seien vor allem Logistik- und Herstellungsbetriebe.
Zeitarbeit = Leiharbeit?
Seit circa 55 Jahren gibt es Zeitarbeit bereits in Deutschland – lange Zeit kursierte der Begriff Leiharbeit. Eine Bezeichnung, die nichts mit der Realität zu tun habe, so Janßen. Zwar war Zeitarbeit lange schlechter bezahlt als direkte Arbeitsverhältnisse, seit 2012 regelt allerdings der so genannte Branchenzuschlagstarif, dass die Verdienste zumindest angepasst werden. Im Rahmen des so genannten „Equal Pay“ müssen ZeitarbeiterInnen seit April diesen Jahres nach neun Monaten in einem „Leih-Unternehmen“ das gleiche Bruttoendgeld bekommen, wie die im Unternehmen Beschäftigten. Für die Ausgestaltung der Tarifverträge sorgen im Übrigen auch die Interessenverbände iGZ (Interessensverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen) und der BAP (Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister).
Was bringt mir das?
Welche Vorteile bietet Zeitarbeit den ArbeitnehmerInnen? Janßen erklärt, dass gerade MitarbeiterInnen, die eine Zeitlang nicht in ihrem Beruf gearbeitet haben, eine gute Chance hätten, sich beruflich zu orientieren und sich weiter zu qualifizieren. Rund zwei Drittel aller Frauen und Männer waren arbeitslos, bevor sie über eine Zeitarbeitsfirma wieder ins Berufsleben zurückgekehrt sind. Passt eine Position nicht, so haben die MitarbeiterInen die Möglichkeit auf andere Positionen im Unternehmen „umzuswitchen“. Im Übrigen bieten Zeitarbeitsfirmen den Zugang zu Stellen, die nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Ganz wichtig: Zeitarbeitsverträge sind in der Regel unbefristet.
Für die Unternehmen liege der Vorteil vor allem in der größeren Flexibilität in der Personalplanung: Personaler greifen gern auf Zeitarbeitsfirmen zurück, um Stellen kurzfristig zu besetzen. Oft ergebe sich daraus auch eine längerfristige Tätigkeit, erklärt Janßen.
Fazit
Zeitarbeitsstellen können ein Türöffner zurück in die Arbeitswelt sein, das betrifft vor allem Branchen, in denen Fachkräftemangel herrscht. Durch die gesetzlichen Neuregelungen genießen die ZeitarbeitnehmerInnen inzwischen auch die Vorzüge von Festangestellten. Inwieweit Zeitarbeit für Wiedereinsteigerinnen attraktiv ist, steht und fällt ebenfalls mit der Branche – in jedem Fall lohnt es sich, sich mit einer Zeitarbeitsfirma in Verbindung zu setzen, da die Personaldienstleister mit mehreren Branchen zusammenarbeiten und einen guten Überblick über den regionalen Arbeitsmarkt haben.