Suche Menü

Zum Glück Vater. Zwischen Playmobil und Erfolg im Job

Am 11. Juni standen bei bei Perspektive Wiedereinstieg – Bremen die Väter im Mittelpunkt. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven organisierte das Team von PWE einen Vortrag von Volker Baisch (Gründer und Geschäftsführer der Väter gGmbH) mit anschließender Diskussion im Martinsclub.

„Den Unterschied zu leben ist eine Bereicherung“

In ihren einleitenden Worten betonte Bettina Wilhelm, Landesbeauftragte für Frauen, wie wichtig es sei, auch die Väter in die Diskussion um Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einzubeziehen. „Ohne ein anderes Vätermodell lösen wir die Vereinbarkeitsfrage nicht“, sagte Wilhelm. Noch immer arbeiten deutlich mehr Frauen zuhause, organisieren den Alltag mit den Kindern, während die Männer sich ihrer beruflichen Entwicklung widmen. Der so genannten „Gender Care Gap“ sei groß, so Wilhelm: 87 Minuten täglich verbringen Frauen im Durchschnitt mehr mit unbezahlter Arbeit als die Männer. Allerdings, so Wilhelm, müssen auch die Frauen etwas an ihrem Rollenbild ändern, müssen lernen im Alltag loszulassen und die Männer mit einzubeziehen, damit diese wiederum in ihrer Väterrolle ernst genommen werden. „Den Unterschied zu leben ist eine Bereicherung“, sagte Wilhelm und leitete damit über zu dem Vortrag von Volker Baisch.

Väter brauchen mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs

Volker Baisch, selber zweifacher Vater, sieht ebenfalls die politische Relevanz des Themas. Zwar werden Partnerschaftsmonate in Deutschland stärker genutzt, allerdings passiert das deutlich häufiger, wenn die Partnerin Vollzeit arbeitet, so lautet das Ergebnis einer Studie vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut. Da spiele die finanzielle Sicherheit eine wichtige Rolle, so Baisch und natürlich auch eine flächendeckende Kinderbetreuung. Viele Väter wünschen sich dennoch, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und intensiver an der Entwicklung ihres Nachwuchses teilzunehmen.

Dass Väter seltener Elternzeit nehmen bzw. Teilzeit arbeiten, liegt Studien zufolge auch daran, dass sie sich in der Gesellschaft stigmatisiert und nicht akzeptiert fühlen – noch immer herrschen Vorurteile gegenüber Männern, die die typische „Mutterrolle“ übernehmen. Diese Erfahrungen machten auch die beiden Väter , die von Volker Baisch befragt wurden. Männer werden oft schief angeschaut, wenn sie mit ihren Kindern im Wartezimmer sitzen und meist sind es die Frauen, die von Kita oder Schule angerufen werden, wenn die Kinder krank sind. Hier fehle die gesellschaftliche Akzeptanz, sagt Baisch, ein Perspektivwechsel sei nötig.

Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen

Und wie sieht es in den Unternehmen aus? Oft werden Frauen, sobald sie Mütter werden, schlechter beurteilt, haben nach wie vor weniger Chancen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Teilzeit sei noch immer ein Karrierehemmer, sagt Baisch. Umso wichtiger sei es, dass die Führungskräfte in den Unternehmen mit gutem Beispiel vorangingen.

Hinzu komme der eigene Anspruch und die gesellschaftliche Norm: Eine „gute“ Mutter zu sein, setze viele Frauen unter Druck und es falle ihnen schwer Verantwortung abzugeben. Am besten funktioniere die partnerschaftliche Aufteilung, so Baisch, wenn die Verantwortungsbereiche bereits vor der Geburt des Kindes aufgeteilt werden. Wenn Paare sich schon früh Aufgaben aufteilen, fiele es ihnen umso leichter, diese Aufteilung auch nach der Geburt des Kindes beizubehalten. Teilen sich die Partner Alltagsaufgaben und Berufstätigkeit, steige auch das Verständnis für die jeweiligen Aufgaben.

Exklusive Papazeiten

Baisch betonte auch, wie wichtig Vater-Kind-Beziehungen sind. Väter haben einen anderen Zugang zu ihren Kindern, erklärt der Berater, sie spielen herausfordernder und konzentrieren sich voll und ganz auf das Spiel. Das sei eine wichtige Kompetenz, so Baisch, die sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirke. Schön sei es, wenn Väter sich öfter mal Zeit nehmen und sich ganz exklusiv ihren Kindern widmen, gemeinsam ein Kanutour machen oder durch die Berge klettern. „Daran werden sie sich später erinnern – und nicht an die gemeinsamen Hausaufgaben!“ lautet der Schlussappell von Baisch!